Bloodthirsty

Wer heutzutage erfolgreich sein will, muss sich ständig neu erfinden. Die kanadische Jungregisseurin AMELIA MOSES porträtiert in ihrem Erstlingswerk BLOODTHIRSTY eine aufstrebende Popmusikerin, die sich für Ruhm und Reichtum auf einen suspekten Produzenten einlässt. Ob sie damit das Blut von Psychohorror-Fans in Wallung bringt, erfahrt Ihr in meiner Kritik.

DIE HANDLUNG VON BLOODTHIRSTY

Noch erscheint Grey (LAUREN BEATTY) alles irgendwie unwirklich. Ihr erstes Album schlug direkt in den Charts ein wie eine Bombe. Interviews und Live-Gigs bescheren der aufstrebenden Musikerin glückselige Momente, die sie aufgeregt bei einem Glas Wein mit ihrer Partnerin Charlie (KATHARINE KING SO) feiert. Doch schon bald fühlt sich Grey häufig müde, erschöpft, angespannt. Schuld daran haben diese brutalen Träume, in denen sie mit bloßen Händen wie Zähnen blutige Fleischstücke zerreisst und herunterschlingt. Doch weder ihr Arzt (MICHAEL IRONSIDE) noch Charlie können ihr dabei helfen. Als dann noch der Branchendruck auf sie einprasselt, rutscht Grey in eine kreative Krise. Just kommt der höchst erfolgreiche wie verrufene Produzent Vaughn Daniels (GREG BRYK) auf sie zu und lädt Grey in sein abgelegenes Zuhause mitten in der kanadischen Wildnis ein. Noch ahnt die verzweifelte Musikerin nicht, auf welche finsteren Geheimnisse sie dort stoßen sollte…

THERE’S NO BUSINESS LIKE SHOW BUSINESS

Mit BLOODTHIRSTY wirft Regisseurin AMELIA MOSES einen Blick in das hart umkämpfte Musikgeschäft unserer Generation. Die glorreichen Tage der Sinatras und Presleys sind längst passé, die Musikindustrie des neuen Jahrtausends erscheint kurzweiliger denn je. Mit der ehrgeizigen Vollblutsängerin Grey setzt die kanadische Filmemacherin auf ein unverbrauchtes Branchengesicht als Protagonistin, die gerade ihre ersten Minuten Ruhm genießt.

LAUREN BEATTY fängt ihre Rolle mit einer gesunden Mischung aus Träumerei, Selbstbewusstsein und Verwundbarkeit ein. Grey entfremdet sich jedoch merklich immer mehr von ihrer fürsorglichen Partnerin Charlie und verfällt dem ruppigen Charme des Starproduzenten Vaughn Daniels. GREG BRYK (SAW V, SHOOT ‘EM UP) demonstriert hier seine Überlegenheit in der Manier eines typischen Studiobosses, ambivalent zwischen dauerstrahlender Gentleman-Attitüde und gewalttätiger Körperlichkeit chargierend. 

EINE ATMOSPHÄRE DER ANGST

BLOODTHIRSTY nutzt zudem eine subtile psychologische Bildsprache, um Greys Angst vor ihren Schreckensvisionen auf den Zuschauer zu übertragen. Stilistisch wie dramaturgisch erinnert Moses‘ Ansatz hierbei an JULIA DUCOURNAUs verstörendes Erstlingswerk RAW, zumal Grey ebenfalls als strenge Vegetarierin eingeführt wird. Die Wucht der sexuell aufgeladenen Fleischorgien Ducournaus bleibt jedoch bei AMELIA MOSES aus. Greys unkontrollierbare Fleischeslust und ihr Ekel über sich selbst erreicht den Zuschauer leider zu selten. 

Ein großes Augenmerk legt BLOODTHIRSTY auf Greys Musik. Sie verarbeitet so ihre zerrissene Emotionalität und scheint delirisch in ihren Klaviertasten zu versinken. Die Lieder fügen sich stimmig in das düstere Setting ein und intensivieren Greys innere (und bald äußere) Transformation. Die Songs stammen aus der Feder von LOWELL, deren melancholisches Flüstern über Blutgier und Voyeurismus für wohlige Gänsehaut sorgt. 

Neben dieser psychologischen Schiene bespielt Moses auch die Creature Feature-Klaviatur, die sie geschickt durch einen Storytwist in ihre Handlung einwebt. Genre-Vertreter wie GINGER SNAPS oder AN AMERICAN WEREWOLF IN LONDON sind hier deutlich als Vorbilder zu erkennen. An seinem Creature Design scheitert BLOODTHIRSTY jedoch merklich.  Zu plump und künstlich wirken die eingesetzten Effekte sowie Kostüme. AMELIA MOSES liefert mit BLOODTHIRSTY am Ende nur ein solides Psychohorror-B-Movie ab, kann aber mit dem musikalisch-melancholischen Schwerpunkt starke atmosphärische Akzente setzen.

Titel: Bloodthirsty
Regie: Amelia Moses
Besetzung: Lauren Beatty, Greg Bryk, Katharine King So, Michael Ironside
Drehbuch: Wendy Hill-Tout, Lowell
Laufzeit: 1h23m

Veröffentlichung: 03.12.2021 (DVD/Blu-ray bei Pierrot Le Fou)
Quelle: imdb.com

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